Thema: Odin (Sagen und Gesang) Do Jan 29, 2009 1:48 am
Wallküre666 Rang 2
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Thema: Re: Odin (Sagen und Gesang) Do Jan 29, 2009 2:18 pm
Odins Runenlied
Ich weiß, daß ich hing am windigen Baum Neun lange Nächte, Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht, Mir selber ich selbst, Am Ast des Baumes, dem man nicht ansehn kann, Aus welcher Wurzel er sproß.
Sie boten mir nicht Brot noch Met; Da neigt´ich mich nieder Auf Runen sinnend, lernte sie seufzend: Endlich fiel ich zur Erde.
Hauptlieder neun lernt´ich von dem weisen Sohn Bölthorns, des Vaters Bestlas, Und trank einen Trunk des teuern Mets, Aus Odhrörir geschöpft.
Zu gedeihen begann ich und begann zu denken, Wuchs und fühlte mich wohl. Wort aus dem Wort verlieh mir das Wort, Werk aus dem Werk verlieh mir das Werk.
Runen wirst du finden und Ratstäbe, Sehr starke Stäbe, Sehr mächtige Stäbe. Erzredner ersann sie, Götter schufen sie, Sie ritzte der hehrste der Herrscher.
Odin den Asen, den Alfen Dâin, Dwalin den Zwergen, Alswidr aber den Riesen; einige schnitt ich selbst.
Weißt du zu ritzen? Weißt du zu erraten? Weißt du zu finden? Weißt zu erforschen? Weißt du zu bitten? Weißt Opfer zu bieten? Weißt du, wie man senden, weißt, wie man tilgen soll?
Besser nicht gebetet, als zu viel geboten: Die Gabe will stets Vergeltung. Besser nichts gesendet, als zu viel getilgt; So ritzt´es Thundr zur Richtschnur den Völkern. Dahin entwich er, von wannen er ausging.
Lieder kenn´ich, die kann die Königin nicht Und keines Menschen Kind. Hilfe verheißt mir eins, denn helfen mag es In Streiten und Zwisten und in allen Sorgen.
Ein andres weiß ich, des alle bedürfen, Die heilkundig heißen.
Ein drittes weiß ich, des ich bedarf, Meine Feinde zu fesseln. Die Spitze stumpf´ich dem Widersacher; Mich verwunden nicht Waffen noch Listen.
Ein viertes weiß ich, wenn der Feind mir schlägt In Bande die Bogen der Glieder, So bald ich es singe, so bin ich ledig, Von den Füßen fällt mir die Fessel, Der Haft von den Händen.
Ein fünftes kann ich: fliegt ein Pfeil gefährdend Übers Herr daher, Wie hurtig er fliege, ich mag ihn hemmen. Erschau´ich ihn nur mit dem Auge.
Ein sechstes kann ich, so wer mich versehrt Mit harter Wurzel des Holzes: Den andern allein, der mir es antut, Verzehrt der Zauber, ich bleibe frei.
Ein siebentes weiß ich, wenn hoch der Saal steht Über den Leuten in Lohe, Wie breit sie schon brenne, ich berge sie noch: Den Zauber weiß ich zu zaubern.
Ein achtes weiß ich, das allen wäre Nützlich und nötig: Wo unter Helden Hader entbrennt, Da mag ich schnell ihn schlichten.
Ein neuntes weiß ich, wenn Not mir ist Vor der Flut das Fahrzeug zu bergen, So wend´ich den Wind von den Wogen ab Und beschwichtigerings die See.
Ein zehntes kann ich, wenn Zaunreiterinnen Durch die Lüfte lenken, So wirk´ich so, daß sie wirre zerstäuben Und als Gespenster schwinden.
Ein elftes kann ich, wenn ich zum Angriff soll Die treuen Freunde führen, In den Schild sing´ich´s, so ziehen sie siegreich, Heil in den Kampf, heil aus dem Kampf, Bleiben heil, wohin sie ziehn.
Ein zwölftes kann ich, wo am Zweige hängt Vom Strang erstickt ein Toter, Wie ich ritze das Runenzeichen, So kommt der Mann und spricht mit mir.
Ein dreizehntes kann ich, soll ich ein Degenkind In die Taufe tauchen, So mag er nicht fallen im Volksgefecht, Kein Schwert mag ihn versehren.
Ein vierzehntes kann ich, soll ich dem Volke Der Götter Namen nennen, Asen und Alfen kenn´ich allzumal; Wenige sind so weise.
Ein fünfzehntes kann ich, das Volkrörir der Zwerg Vor Dellings Schwelle sang; Den Asen Stärke, den Alfen Gedeihn, Hohe Weisheit dem Hroptatyr.
Ein sechzehntes kann ich, will ich schöner Maid In Lieb und Luft mich freuen, Den Willen wandl´ich der Weißarmigen, Daß ganz ihr Sinnsich mir gesellt.
Ein siebzehntes kann ich, daß schwerlich wieder Die holde Maid mich meidet. Dieser Lieder, magst du, Loddfafnir, Lange ledig bleiben. Doch wohl dirweißt du sie, Heil dir, behältst du sie, Selig, singst du sie!
Ein achzehntes weiß ich, das ich aber nicht singe Vor Maid noch Mannesweibe Als allein vor ihr, die mich umarmt, Oder sei es, meiner Schwester. Besser ist, was einer nur weiß; So frommt das Lied mir lange.
Des Hohen Lied ist gesungen In des Hohen Halle, Den Erdensöhnen not, unnütz den Riesensöhnen. Wohl ihm, der es kann, wohl ihm, der es kennt, Lange lebt, der es erlernt, Heil allen, die es hören.
"Heiliges Lied aus der Edda"
lorarius Moderator
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Thema: Re: Odin (Sagen und Gesang) Do Jan 29, 2009 6:57 pm
Die Asen ahnten übles Verhängnis, Verwirrt von widrigen Winken der Seherin. Urd sollte Odrörir bewachen, Wenn sie wüßte so großem Schaden zu wehren.
Auf hob sich Hugin,den Himmel zu suchen; Unheil fürchteten die Asen,verweil´er. Thra-ins Ausspruch ist schwerer Traum, dunkler Traum ist Da-ins Ausspruch.
Den Zwergen schwindet die Stärke.Die Himmel Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe. Alswidr läßt sie oftmals sinken, Oft die Sinkenden hebt er aber empor.
Nirgend haftet Sonne noch Erde, Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft. In Mimirs klarer Quelle versiegt Die Weisheit der Männer.Wißt ihr noch mehr?
Im Tale weilt die vorwissende Göttin, Hinab von Yggdrasils Esche gesunken, Albengeschlechtern Idun genannt, Die jüngste von Iwaldis ältern Kindern.
Schwer erträgt sie dies Niedersinken, Unter des Labbaums Stamm gebannt. Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter, An heitere Wohnung gewöhnt so lange.
Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas Um die nied´re Wohnung:sie geben ihr ein Wolfsfell. Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn, Freut sich der Auskunft,erneut die Farbe.
Wählte Widrir der Wächter der Brücke, Den Giallaertöner,die Göttin zu fragen, Was sie wisse von den Weltgechicken. Ihn geleiten Loptr und Bragi.
Weihlieder sangen,auf Wölfen ritten Die Herrscher und Hüter der Himmleswelt. Odin spähte von Hlidskialfs Sitz Und wandte weit hinweg die Zeugen.
der Weise fragte die Wächterin des Tranks, Ob von den Asen und ihren Gechicken Unten im Hause der Hel sie wüßten Anfang und Dauer und Endlichen Tod.
Sie mochte nicht reden,nichtmelden konnte sei´s. Wie begierig sie fragten ,sie gab keinen Laut. Zährenschossen aus den Spielgeln des Haupts, Mühsam verhehlt,und netzten die Hände.
Wie schlafbetäubt erschien den Göttern Die Handvoll,die das Worts sicj enthielt. Je mehr sie sich weigerte,je mehr sie drängten; Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.
Da fuhr hinweg der Vormann der Bo´tschaft, Der Hüter von Herians gellendem Horn. Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter; Als Wächter der Schönen blieb Odins Sklave.
Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesante, Beide von Forniots Freunden getragen. Eintraten sie jetzt und grüßten die Asen, Yggrs Gefährten,beim fröhlichen Mahl.
Sie wünschen dem Odin,dem seligsten Asen, Lang auf den Hochsitz der lande zu walten; Den Götternnbeim Gastmahl vergnügt sich zu reihen, Bei Allvater ewiger Ehren genießend.
Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke verteilt, Von Sährimnir speisend,saßen die Götter. Skögul schenkte in Hnikars Schalen Den Met und maß ihn aus Mimirs Horn.
Mancherlei fragten über dem Mahle Den Heimdall die Götter,die Göttinnen Loki, Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau- bis Dunkel am Abend den Himmel dekcte.
Übel,sagtensie,sei es ergangen, Erfolglos die Werbung,und wenig erforscht. Nur mit List gewinnen ließe der Rat sich, Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe.
Antwort gab Omi,sie alle hörten es: "Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß Bis Morgen bedenke wer es vermag Glücklichen Rat den Göttern zu finden."
Über die Wege von Walis Mutter Nieder sank die Nahrung Fenrirs. Vom Gastmahl schieden die Götter entlassend Hroptr und Frigg,als Hrimfaxi auffuhr.
da hebt sich von Osten aus den Eliwagar Des reifkalten Riesen dornige Rute, Mit der er in Schlaf die Völker schlägt, Die midgard bewohnen,vor Mitternacht.
Die Kräfte ermatten,ermüden die Arme, Schwindelnd wankt der weiße Schwertgott. Ohnmacht befällt sie in der eisigen Nachtluft, Die Sinne schwanken der ganzen Versammlung.
Da trieb aus dem Tore wieder der Tag Sein schön mit Gestein geschmücktes Roß; Weit über Mannheim glänzte die Mähne: Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.
Am nördlichen Rand der nährenden Erde Unter des Urbaums äußerste Wurzel Gingenzur Ruhe Gygien und Thursen, Gespenster,Zwerge und Schwarzalben.
Auf standen die Herrscher und die Albenbestrahlerin; Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim. Ulfruns Sohn stieg Argiöl hinan, Der Hornbläser,zu den Himmelsbergen.
Dieses Gedicht findet sich in den neueren Eddaausgaben nicht mehr